LANGGEZOGENE, WEICHE UND WARME KLÄNGE BERÜHREN DIE SEELE

Horninstrumente wurden seit frühester Zeit nicht nur im Alpenraum, sondern auf allen Kontinenten gespielt.

Das Alphorn ist gleichzeitig Musikinstrument und Arbeitsgerät Sein Klang ist kilometerweit zu hören.  So nutzten die Almhirten das Alphorn traditionell um das Vieh auf den weiten Alpweiden anzulocken. Die Klänge beruhigen sogar die Kühe während sie gemolken werden. Einen ähnlichen Zweck hat das Jodeln und Jauchzen. Diese Technik der Tonerzeugung ist mit der  Alphornmusik nahe verwandt und hat sich gegenseitig beeinflusst.

Mit Alphornklängen können Gefühle wie Trauer, Freude, Ruhe und Frieden ausgedrückt werden. Das Alphorn dient aber auch der Signalübermittelung, wie z.B. Grüße für die Angehörigen im Tal oder eine Mitteilung, dass ein Tier vermisst werde oder Gefahr drohe. Das Alphorn wurde seit dem Mittelalter in dörflichen Gemeinschaften als Sig­nalinstrument genutzt. In gebirgig-hügeligem Gelände funktionieren diese akustische Botschaften besonders gut. Alphornklänge ersetzten sogar teilweise  das Läuten der Kirchenglocken.  Daraus haben sich Tonfolgen und sogenannte Alphornrufe entwickelt, die über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte weitergegeben, zum traditionellen Liedgut geworden sind.

Das Alphorn erfährt mittlerweile eine Art Renaissance. Die tiefen Resonanzen wirken fast meditativ und versetzen den einen oder anderen Zuhörer spontan in einen Zustand der Ruhe und Entspannung.

 

In der freien Natur gespielt, kann sich der Ton eines Alphorn erst richtig entfalten.


Besondere Töne


Wir kennen bei uns zwei grundverschiedene Tonsysteme: Die gleichschwebend temperierte Tonleiter und die Naturtonleiter. Die Tonleiter der temperierten Stimmung mit 12 gleichmässigen Tonschritten pro Oktav wird seit Johann Sebastian Bach in der klassischen- und Unterhaltungsmusik verwendet. Das Alphorn ist ein Blasinstrument ohne Ventile, deshalb lassen sich darauf die Töne der Naturtonleiter spielen. Die Tonschritte der Naturtonleiter sind physikalisch konstant, werden jedoch nach oben immer enger. So ist der Abstand der untersten beiden Töne eine ganze Oktav, dann folgen ein Quint-, ein Quartabstand usw. Aus diesem Grund kann man die Naturtonleiter, z.B. auf einem Klavier, nicht spielen. Besonders erwähnenswert sind drei Töne, die im temperierten Tonsystem nicht vorkommen und von unserern Hörgewohnheiten am stärksten abweichen. Der 7. Naturton ist ein etwas zu hohes b, der 11. liegt zwischen f und fis (das bekannte Alphorn-Fa) der 13. klingt etwas höher als as.

 

Die traditionelle Schweizer Melodie, der Ranz des Vaches (Kuhreihen: Lockrufe, um das Vieh einzutreiben) wird oft auf dem Alphorn gespielt. Rossini z.B verwendete das Thema  in der Ouvertüre der Oper „Wilhelm Tell“.

 

 

Unsere Alphörner sind in F gestimmt und damit 3,70 m lang. Früher bestimmte die Länge der Tanne die Höhe des Grundtons. Heute werden nach erprobten Massen gewünschte Stimmungen erzielt, die das Zusammenspiel mit gleich gestimmten Alphörnern oder andern Musikinstrumenten erlauben

 

Die Lippenspannung bestimmt die Tonhöhe.  Die Atemtechnik ist ebenso wichtig: Man muss einen gleichmässigen Druck erzeugen können, um ganz langsam die Luft auszustossen . Erst dann gibt es einen gleichmässigen Ton.

 

 


Herstellung von Alphörnern

Gebrauch und Spiel des Alphorns wandelte sich mehrmals zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert. Die Form des Instruments blieb aber gleich. Bis in die 1930er Jahre wurden zum Bau der Alphörner junge, an steilen Stellen krumm wachsende Kiefern verwendet. Da dieses alpine Holz langsam wächst, liegen die Jahrringe eng beieinander. Die ganzen Stämme wurden aufgeschnitten, ausgehöhlt und wieder zusammengefügt. Heutige Alphornbauer verwenden auch andere Hölzer wie Esche oder fremde Materialien: so gibt es auch Hörner aus Carbon. Auch die Bautechnik hat sich geändert, indem meist einzelne Teile (Handrohr, Mittelrohr, Endrohr und Schallbecher) zusammengeklebt und anschliessend in Form geschnitzt werden. Beide Methoden – das Aushöhlen oder Stück um Stück Zusammenfügen – benötigen etwa den gleichen Aufwand an Handarbeit. Mehr als 70 Stunden dauert das Bearbeiten mit dem Hohlmeissel, bis die Wandstärke 4 bis 7 Millimeter beträgt. Die ausgehöhlten, zusammengefügten Stücke werden mit Ringen zusammengehalten. Ein kleiner hölzerner Stützfuss stabilisiert das Alphorn. Danach werden die Hörner mit Peddigrohr (Rattan) umwickelt. Früher wurden auch Leinenstreifen, Metallringe, Knochen oder Holz und Rindenstreifen aus Kirschbaum oder Birke verwendet. Seit etwa hundert Jahren hilft ein Mundstück, das Blasen und somit die Töne besser zu kontrollieren